Blizzard beendet Zusammenarbeit mit chinesischem Publisher NetEase
Während in den meisten Teilen der Welt Spiele wie World of Warcraft, Diablo 3 oder auch Hearthstone von Blizzard Entertainment selbst gepublished sowie verwaltet werden, sieht dies in China anders aus. Dort ist NetEase, eines der führenden chinesischen Internettechnologieunternehmen, für den Vertrieb der Spiele zuständig. Doch nicht nur das, Diablo Immortal, das auf Grund einer sehr fragwürdigen Monetarisierungs-Strategie umstrittene und kritisierte Game, wurde in Zusammenarbeit von Blizzard und NetEase entwickelt.
Bereits Anfang des Monats gab es durch den Activision-Blizzard: Finanzbericht zum 3. Quartal 2022 Hinweise auf wachsende Probleme zwischen den beiden Unternehmen. So ging es darum, dass die Publishing-Verträge für die meisten Spiele im Januar 2023 auslaufen und dies wohl nicht unterbunden wird. Fast schon spöttisch wurde NetEase dabei nicht einmal namentlich erwähnt, sondern nur berichtet, dass der Markt nur ~3 % der konsolidierten Nettoeinnahmen von Activision ausmacht.
Nach diesen Hinweisen auf den möglichen Vertragsauslauf gab es diese Nacht eine Pressemitteilung von Blizzard. Durch diese wurde bekannt, dass die meisten Spieledienste von Blizzard auf dem chinesischen Festland ausgesetzt werden, da die Lizenzvereinbarung mit dem Vertragspartner NetEase nicht verlängert wurden. Die bevorstehenden Veröffentlichungen von Dragonflight, Hearthstone und Overwatch 2 werden zwar wie geplant fortgesetzt, neue Verkaufs- und Spieldienste werden aber ab dem 23. Januar ausgesetzt.
Die gemeinsame Entwicklung und Veröffentlichung von Diablo Immortal ist Gegenstand einer separaten Vereinbarung zwischen den beiden Unternehmen, weshalb sich in diesem Bereich vorerst keine Änderungen ergeben werden.
China ist alles in allem kein riesiger Markt für Activision Blizzard, denn viele der Spiele hatten Schwierigkeiten, in dieser Region Fuß zu fassen. So wurde das im Westen sehr erfolgreiche Mobile-Game Candy Crush Anfang dieses Jahres eingestellt, nachdem es Probleme hatte, die gleiche Popularität zu erreichen. Nur Call of Duty feiert ernsthafte Erfolge. Speziell für die Produkte von Blizzard Entertainment gilt das allerdings nicht. China ist aufgrund der hohen Beliebtheit von World of Warcraft, Hearthstone, Diablo und Overwatch ein wichtiger Markt ist.
Dies macht den Verlust des chinesischen Markts nicht nur verheerend für chinesische Spieler, die sich nun fragen, welche Schritte gegebenenfalls unternommen werden, um einen neuen Betriebspartner in der Region zu gewinnen, sondern auch zu einem potenziell enormen Umsatzverlust für Blizzard speziell. Als chinesische Spieler das letzte Mal eine Dienstunterbrechung erlebten, nachdem Blizzard 2009 den Vertragspartner von The9 zu NetEase gewechselt hatten, steckten sie mehr als ein Jahr in The Burning Crusade fest, nachdem der Rest der Welt zu Wrath of the Lich King übergegangen war.
Insbesondere Diablo Immortal unterliegt einer separaten Vereinbarung und wird daher nicht zusammen mit anderen Diensten im Januar eingestellt, obwohl die Unfähigkeit der beiden Unternehmen, eine neue Publishing-Vereinbarung zu treffen, nicht unbedingt gut für die Zukunft dieses Spiels sein dürfte. Die Webseite Bloomberg.com berichtet, dass NetEase die Auswirkungen bereits spürt und nach der Ankündigung der Aktienkurs in Hongkong um 14 % fiel, der größte Intraday-Rückgang seit mehr als einem Jahr.
Weitere Details werden wahrscheinlich in den kommenden Tagen folgen, aber im Moment scheint es, als würden zumindest zwei Parteien große Verluste davontragen. Blizzard Entertainment wird mit Sicherheit Einnahmen und ein wichtiges Standbein in der Region verlieren, NetEase verliert den Zugang zu einem mächtigen westlichen Partner. Abgesehen davon wird chinesischen Spielern der Zugang zu den meisten Produkten Blizzards verwehrt, die sie seit vielen Jahren konsumieren.
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