Interview: Ghostcrawler über Budgets in der Entwicklung und Bezahlmodelle von MMOs
Rund um das kommende MMO von Riot gab es in den letzten Monaten nicht wirklich viele Infos, so wie es generell seit der offiziellen Ankündigung des Projekts Ende 2020 noch nicht sehr viele Details von den Entwickelnden gab. Zuletzt hatte sich Game Director Greg "Ghostcrawler" Street im September via Twitter zu Wort gemeldet, als er darüber gesprochen hatte, dass er selbst neue Kreaturen entwirft und deren Verhalten festlegt.
Nun aber gab es ein interessanten Interview mit Greg Street, welches YouTuber Kanon mit dem Game Director geführt hat. Zum Interview gab es nun einen ersten Teaser, in dem es vor allem um die Finanzierung eines MMOs ging. Das komplette Gespräch zwischen den beiden soll es in der kommenden Woche geben. Wir haben für euch folgend die wichtigsten Punkte aus dem ersten Teil des Interviews übersetzt und zusammengefasst.
Zusammenfassung des Interviews mit Greg Street
- Das Budget eines MMOs ist ein wichtiger Teil in der Entwicklung eines solchen Spiels. Es macht einen großen Unterschied, ob das Team bei einem Bosskampf spezielle Musik und Sounds nur für den Kampf produziert, ebenso wie spezielle Effekte, die einen Bosskampf erst so richtig episch erscheinen lassen. Spiele mit weniger Budget können sich solche Dinge nicht leisten. Auch deshalb ist es laut Ghostcrawler oft so, dass MMOs mit einem großen Budget auch für eine breitere Zielgruppe entwickelt werden.
- Mit einem größeren Budget hat man natürlich auch mehr Möglichkeiten, Features für ein breiteres Publikum ins Spiel zu bringen. Am Beispiel von Final Fantasy 14 sieht man das recht gut. Das MMO hat ein umfangreiches Handwerkssystem, bietet den Spielenden ein Housingsystem sowie viele andere Systeme, mit anderen in der Community zusammenzuspielen. Diese Vielzahl an Features gibt den Spielenden zusätzliche Anreize, ein MMO zu spielen.
- Die Frage nach dem Budget des Riot-MMOs hat Ghostcrawler ebenfalls beantwortet. So stellt er direkt klar, dass Riot auf jeden Fall bereit ist, sehr viel Geld in dieses MMO-Projekt zu investieren und die Firma hat die vergangenen Jahre seit dem Start der Entwicklung auch schon viel Geld investiert. Geld ist also laut Ghostcrawler definitiv genügend vorhanden und auch kein Problem, jedoch gibt es von Riot auch keinen Blankoscheck. Das Entwicklerteam muss also immer wieder beweisen, dass das MMO-Projekt auf einem guten Weg ist und man das benötigte Geld auch sinnvoll einsetzt. Solange das gewährleistet ist, gibt es von Riot kein Problem.
- Riot möchte ein MMO haben, denn ansonsten hätten sie das Geld auch einfach in Valorant oder ein anderes Projekt investieren können. Insgesamt scheint die Atmosphäre zwischen Entwicklerteam und Riot sehr gut zu sein und man respektiert sich gegenseitig.
- Greg Street erklärt weiter, dass Riot das Spiel nicht in einem unfertigen Zustand veröffentlichen wird und wenn es kein gutes MMO werden sollte, dann würde Riot die Entwicklung wahrscheinlich einfach abbrechen. Aber auch eine Verschiebung ist jederzeit möglich, wenn es von der Community ein entsprechendes Feedback gibt oder sich die Entwicklung aus einem anderen Grund in die Länge zieht. Zwar wäre ein Abbruch des Spiels für das Team und auch für die Fans eine Enttäuschung, aber über allem steht eben auch, dass Riot kein schlechtes Spiel veröffentlichen will.
- Ghostcrawler hält ein MMO mit Abomodell und einem Free-to-Play-Modell für überlebensfähig. Bei einem Abomodell wird es insgesamt weniger Spieler geben, dafür kann mit regelmäßigen Einnahmen gerechnet werden. So kann es von Vorteil sein, wenn es beispielsweise eine Million Spielende gibt, die 15 Dollar im Monat zahlen, als 5 Millionen Spielende in einem Free-to-Play-Modell zu haben, die nur hin und wieder etwas für Zusatzinhalte bezahlen.
- Wichtig bei der Betrachtung des Bezahlmodells ist auch die erwartete Lebensdauer eines Games. Ghostcrawler nannte als Beispiel Mobile Games, die eher eine kurze Laufzeit haben. Solche Spiele müssen in deutlich kürzerer Zeit ihr Geld verdienen. Bei MMOs ist das nicht so wichtig, da diese oft für einen längeren Zeitraum angelegt sind und Einnahmen über einen längeren Zeitraum generieren können.
- Die Bezahlung für Inhalte in Spielen, die einem Macht geben und Zeit ersparen wird in China komplett anders wahrgenommen als in der westlichen Welt. Bei uns ist alles rund um das Thema Pay-to-Win nicht sehr beliebt. In China wird eher die positive Seite davon gesehen, nämlich, dass Zeit eingespart werden kann, indem Geld für etwas ausgegeben wird. Das liegt auch daran, dass in China und anderen Ländern weiterhin oft in Cafés gespielt wird, wo pro Stunde bezahlt werden muss. Hier gibt es also zwei sehr unterschiedliche Ansichten über das Thema.
- Zum Thema Ingame-Käufe merkt Greg Street noch an, dass Riot hier lieber Inhalte anbieten möchte, die einen kosmetischen Effekt besitzen.
- Bei der Frage, ob das neue Riot-MMO mit einem Free-to-Play-Modell mit kosmetischen Ingame-Käufen überleben kann, gibt Greg Street eine sehr deutliche Antwort. So hat sich das Entwicklerteam offensichtlich schon tiefer mit dieser Thematik auseinandergesetzt und sie sind zu dem Entschluss gekommen, dass ein solches rein kosmetische System für das Riot-MMO funktionieren würde. Voraussetzung ist jedoch, dass das Spiel generell genügend Spieler hat. Abseits davon sieht er keine Probleme, dass mit einem solchen System zu wenig Einnahmen generiert werden würden.
- Aktuell steht noch nicht fest, ob das Riot-MMO ein klassisches Abomodell oder ein Free-to-Play-Modell besitzen wird. Bei einem Free-to-Play-Modell würde es aber nur kosmetische Items zu kaufen geben. Und auch die Frage, wie oft es neue Inhalte für den kosmetischen Shop geben würde, beantwortet Ghostcrawler sehr klar. So will das Entwicklerteam bei einem solchen System der Finanzierung nicht den Eindruck bei den Spielenden erzeugen, dass zu viel Zeit für die Erstellung von Shop-Inhalten verwendet wird. Sollte es also einen Ingame-Shop im Riot-MMO geben, dann würde es dort zwar öfter neue Inhalte geben, jedoch in einem gesunden Maß - schließlich will sich das Team vor allem auf die Erstellung von Content für das Spiel konzentrieren.
- Ghostcrawler persönlich mag offensichtlich ein Abomodell, es stört ihn nur die Tatsache, dass man für einen Monat Spielzeit bezahlt und dann vielleicht nicht oder nur wenig spielt, weil man vielleicht keine Zeit hat. Gleichzeitig findet er ein System sehr interessant, bei dem die Spielenden selbst entscheiden können, ob sie ein Abo abschließen wollen oder lieber ein Free-to-Play-Modell nutzen wollen, weil sie vielleicht erst einmal anspielen wollen.
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